LESERFRAGEN Ratgeberaktion \"Wie die Füße warnen können\" am 10.09.2015

Die meist gestellten Leserfragen am Expertentelefon "Wie uns die Füße warnen können" am 10.09.2015

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Mein Mann (65 Jahre alt und sehr kräftig) klagt seit einiger Zeit darüber, dass er nachts nicht schlafen kann, weil die Füße kribbeln oder schmerzen. Sollte er sie unserem Hausarzt zeigen?

  • Dr. Alin Stirban, Facharzt für Innere Medizin, Endokrinologie und Diabetologie vom Sana Klinikum Remscheid: Das sollte er dringend tun, da die Symptome auf eine Nervenerkrankung hindeuten können, die z.B. infolge eines Diabetes mellitus oder Vitaminmangels entstehen kann. Es ist auf jeden Fall wichtig, rechtzeitig eine korrekte Diagnose zu stellen und gegebenenfalls eine entsprechende Therapie einzuleiten, um bleibende Nervenschäden zu vermeiden.

Als Diabetiker habe ich empfindliche Füße, schnell entstehen Druckstellen, die ich nicht spüre. Wer hilft mir, die richtigen Schuhe zu finden, damit das nicht passiert?

  • Dr. Alin Stirban: Ihr Hausarzt oder der Diabetologe muss feststellen, ob bei Ihnen eine Nervenschädigung (eine sogenannte diabetische Polyneuropathie) vorliegt. Falls ja, bekommen Sie ein Rezept für Einlagen und eventuell ebenfalls für diabetesgerechte Schuhe. Ein orthopädischer Schumacher hilft Ihnen dann dabei, einen Antrag auf Kostenerstattung bei Ihrer Krankenkasse einzureichen. Falls Sie eine Genehmigung bekommen, übernimmt diese den größten Teil der Kosten. Sie brauchen lediglich eine Selbstbeteiligung zu zahlen.

Meine Freundin leidet sehr unter brennenden, schmerzenden Füßen. Ihr Blutzucker ist inzwischen gut eingestellt – gibt es nichts anderes, was ihr noch gegen die Beschwerden helfen kann?

  • Dr. Alin Stirban: Es gibt viele Möglichkeiten, die Beschwerden zu lindern, von rezeptfreien Substanzen wie Benfotiamin (eine Vorstufe des Vitamin B1) oder Alpha Liponsäure (ein Vitalstoff, auch Antioxidantium genannt) bis hin zu Schmerzmitteln oder so genannten Antidepressiva. Bitte sprechen Sie mit Ihrem Hausarzt oder Diabetologen darüber, welches Präparat für Ihre Freundin in Frage kommt.

Ich habe eine Polyneuropathie und möchte gern selbst etwas tun, damit sie nicht schlimmer wird. Gibt es spezielle Übungen, die ich machen kann? Oder Pflegetipps?

  • Dr. Alin Stirban: Um die Polyneuropathie zu stoppen, muss der Arzt zunächst die Ursachen klären. Die wichtigsten sind hohe Blutzuckerwerte, erhöhte Blutfettwerte, mangelnde Bewegung, Alkoholkonsum, Vitaminmangel oder das Rauchen. Steht die Diagnose fest, ist es wichtig, den Stoffwechsel zu optimieren, die Vitaminversorgung z.B. durch eine ausgewogene Ernährung zu verbessern, das Rauchen und den Alkoholkonsum zu reduzieren. Selbstverständlich hilft es, spazieren zu gehen und Übungen für die Füße und die Unterschenkel zu machen. Achten Sie aber darauf, dass Sie passende Schuhe tragen. Die Füße sollten Sie zudem täglich auf Veränderungen untersuchen und eincremen, falls Ihre Haut trocken sein sollte.

Ich habe schon viel Schlimmes über das Diabetische Fußsyndrom gehört. Wie gefährlich ist es wirklich und was kann man dagegen tun?

  • Dr. Helga Zeller-Stefan, Fachärztin für Innere Medizin, Ernährungsmedizin und Diabetologin mit Diabetes-Praxis in Essen: Wenn die Sensibilität in den Füßen – bedingt durch eine Nervenschädigung – nachlässt, bleiben Verletzungen häufig unbemerkt. So können sie sich schmerzlos bis zu tiefen Wunden entwickeln und den Fuß gefährden. Sobald eine Nervenstörung und/oder eine Durchblutungsstörung bekannt sind, sollten Sie Ihre Füße daher täglich kontrollieren. Auch die Schuhe sollten überprüft werden, ob sie Steine oder Fremdkörper enthalten, die die Füße verletzen könnten. Generell müssen Sie auf geeignetes Schuhwerk achten, das nicht drückt. Zusätzlich ist eine regelmäßige Fußpflege äußerst wichtig.

Meine Füße haben sich in den letzten Jahren sehr verändert: Ich habe dicke Schwielen und krumme Zehen bekommen. Außerdem ist die Haut sehr trocken. Kann das alles mit dem Diabetes zusammenhängen?

  • Dr. Helga Zeller-Stefan: Ja, diese Veränderungen können eine Folge der Nervenstörung bei Diabetes sein. Wichtig ist, dass Sie sehr sorgfältig mit Ihren Füßen umgehen, damit keine Wunden entstehen. Am besten die Füße mit harnstoffhaltigen Pflegemitteln eincremen und regelmäßig zum Podologen (medizinisch geschulter Fußpfleger) gehen. Mit Ihrem Diabetologen sollten Sie über eine Versorgung mit entsprechenden Schuhen sprechen.

Ich bin Diabetiker und mein Hausarzt hat mir nun geraten, in eine Fußambulanz zu gehen. Was passiert dort?

  • Dr. Helga Zeller-Stefan: Wahrscheinlich sind Ihre Füße durch eine Nervenstörung und/oder Durchblutungsstörung besonders gefährdet. In der Fußambulanz werden diese sehr gründlich untersucht. Wird eine Wunde festgestellt, behandelt man sie dort gleich. Die Schuhversorgung wird ebenfalls begutachtet und gegebenenfalls verbessert. In einer Fußambulanz arbeiten Diabetologen, Wundassistenten und Orthopädie-Schumacher zusammen, um eine kompetente Versorgung gewährleisten zu können.

Die Schmerzen in meinen Füßen, die durch die Nervenschäden entstehen, empfinde ich als unerträglich. Gibt es Medikamente dagegen?

  • Dr. Helga Zeller-Stefan: Es gibt verschiedene Möglichkeiten, neuropathische Schmerzen zu behandeln. Insbesondere im Anfangsstadium können gut verträgliche, vitaminähnliche Wirkstoffe zur Linderung beitragen. Diese Behandlung hat gleichzeitig das Ziel, die nerven- und gefäßschädigenden Auswirkungen des erhöhten Blutzuckers zu reduzieren. Wenn die Schmerzen so stark sind, dass sie die Lebensqualität beeinträchtigen, kann der Arzt außerdem verschreibungspflichtige Schmerzmittel verordnen. Dabei wird er zusammen mit Ihnen Nutzen und Risiken abwägen sowie Gegenanzeigen im Blick haben.

Meine Freundin hat mir erzählt, dass von einer Polyneuropathie nicht nur die Füße, sondern auch innere Organe betroffen sein können. Stimmt das?

  • Dr. Nadine Mattes, Diabetologin, Bürgerhospital Stuttgart: Ja, auch die inneren Organe können betroffen sein. Diese so genannte autonome Neuropathie tritt bei etwa 20 Prozent der Menschen mit einer peripheren Neuropathie (die hauptsächlich Füße oder auch Hände betrifft) auf. Die autonome Neuropathie äußert sich beispielsweise in Erektions- oder Verdauungsstörungen. Auch das Herz kann betroffen sein.

Im Urlaub bin ich über den heißen Sandstrand gelaufen, ohne dass ich viel davon gespürt habe. Meine Frau hat gestaunt und gemeint, das sei nicht normal. Wie denken Sie darüber?

  • Dr. Nadine Mattes: Da muss ich Ihrer Frau zustimmen, ich empfehle hier in jedem Fall eine Abklärung durch einen Arzt. Das verminderte Gefühl in den Füßen kann zum Beispiel durch eine Nervenerkrankung (Neuropathie) verursacht werden.

Ich habe keine Zeit, zum Arzt zu gehen, deshalb kontrolliere ich meine Füße regelmäßig selbst. Das reicht doch, oder?

  • Dr. Nadine Mattes: Das ist sehr gut, dass Sie die Füße regelmäßig kontrollieren. Allerdings ersetzt es die ärztliche Untersuchung nicht. Mindestens einmal pro Jahr sollten Sie Ihre Füße auch einem Arzt zeigen.

Der Gedanke, einen Fuß zu verlieren, ist für mich als Diabetikerin ganz furchtbar. Was kann ich tun, um das Diabetische Fußsyndrom zu verhindern?

  • Dr. Nadine Mattes: Mein Tipp: Hören Sie auf Ihre Füße! Achten Sie auf die regelmäßige Pflege und kontrollieren Sie, ob die Haut auffallend trocken ist. Hornhautschwielen oder Druckstellen sind Warnsignale. Zudem sollten Sie Schuhwerk tragen, das nicht drückt, um Wunden vorzubeugen. Die Grundlage zur Vermeidung von Folgeerkrankungen des Diabetes ist natürlich, den Blutzucker und die anderen Risikofaktoren wie hohen Blutdruck und Blutfette optimal einzustellen.
Quelle: djd deutsche journalisten dienste GmbH & Co. KG,
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